Nordbalkan-Rundreise 2023
09.04.2023-16.04.2023
Es ist vielleicht auf den ersten Blick eine Schnapsidee und auf den zweiten war es auch eine. Ein Roadtrip auf den Balkan; 2200 km in einer Woche mit 5 Reisezielen. Und dennoch wagten sich im April 2023 zwei mutige Herren nach nur einer dreiwöchigen Planung auf diesen abenteuerlichen Trip...
Die Planung
März 2023. Ein bereits reiseerprobter Kollege von mir hatte einen abenteuerlichen Vorschlag. Eine Woche wegfahren, mehrere Städte auf dem Balkan mitnehmen und zugleich den kurzen Abstecher nach Ungarn am Ende des Bratislava-Trips durch den Besuch der ungarischen Hauptstadt ergänzen. Kurze Zeit später standen auch schon die Ortschaften fest. Zagreb (HR), Banja Luka (BiH), Belgrad (SRB), Timișoara (RO) und Budapest (H). Auf dem Papier eine Strecke von über 2000 km und eine reine Fahrzeit von 25 Stunden. Motiviert, dieses Ziel in die Tat umzusetzen, machte ich mich gemeinsam mit Herrn Johannes Kettner (im folgenden auch Klaus genannt) an die Planung. Die Planung bestand aus mehreren Phasen: Reisezeitraum, Strecke, Unterkünfte, Vorbereitung des Fahrzeugs und Versorgung während der Fahrt. Strecke stand relativ schnell fest. Als Zeitraum wählten wir die letzte Woche der vorlesungsfreien Zeit; mit Abfahrt am Ostersonntag. Bei den Unterkünften war die Sachlage etwas komplizierter. Gesucht wurde nach Apartments bei Airbnb. Diese mussten eine zentrale Lage haben und zugleich einen Parkplatz für das tolle Reisefahrzeug. Des Weiteren wurden nur Unterkünfte von Superhosts berücksichtigt. Doch bald standen 5 Unterkünfte zu einem sehr guten Preis fest. Zur Vorbereitung des Fahrzeugs wurden bereits im Voraus alle Mautgebühren (außer der Streckenmaut in Kroatien, Bosnien und Serbien) online bezahlt. Zudem wurde der seit Jahren schlummernde Ersatzreifen aufgepumpt und eine kleine Inspektion wurde auch durchgeführt. Zur Versorgung fuhr ich einen Tag vor Abfahrt zum örtlichen Lidl und erwarb Grundnahrungsmittel für die Fahrt. Am wichtigsten waren Zutaten für Sandwiches für das Frühstück. Selbstverständlich mit Sandwichtoaster. Ebenso wurde Instantkaffee, eine Packung Milch, Wasser, Energy Drinks, Bier und natürlich eine ordentliche Ladung yfood (keine Produktplatzierung) eingepackt. Für die Sandwiches gab es Vollkorntoast, Käse, Schinken, Salami, Butter und eine Gurke. Diese kamen in eine tolle Kühlbox und schon kann es losgehen...
Die Fahrt
Ostersonntag, um 3:30 morgens in einem kleinen niederbayrischen Kaff...
Ich wache gemütlich zu Nasze Domy von KALUSH auf. Das Auto, mein toller 85 PS Polo, wurde bereits am Vorabend beladen. Einzuräumen blieb die Kühlbox. Neben der Box hatte ich meine große Reisetasche, eine große Tüte für Wäsche, einen Wäschekorb für sonstige Utensilien und eine Mappe mit Reiseunterlagen dabei. Als Frühstück gabs ein Stück Torte, ein Osterei und einen doppelten Espresso, sind ja auch einige Stunden Fahrt. Um kurz nach 4 verließ ich meinen Wohnort mit dem Auto. Ich wusste, dass ich diesen Ort nun eine Woche nicht mehr sehen werde. Mein erstes Ziel war die Oberpfalz. In einem Markt am Rande der Oberpfalz, da fand ich ihn. Klaus, direkt bei seinem Haus. Er beteiligte sich an der Versorgung mit einem Wasserkocher, Lidl Cola und zwei Fahrzeugutensilien (Feuerlöscher und Reserve-Warndreieck). Um kurz nach halb 5 waren wir dann soweit. Los ging die spannende Reise...
Fahrt 1: Heimat --> Zagreb
Noch war es dunkel draußen, als wir auf die Autobahn auffuhren. Von der B15n Richtung Landshut über die A92 Richtung Deggendorf bis zur A3 Richtung Passau und schon erreichten wir die Staatsgrenze zu Österreich. Verkehr war absolut keiner da (gut, war ja Feiertag am frühen Morgen) und so kamen wir schnell (#Tempolimitneindanke) vorwärts. Zur musikalischen Unterhaltung gab es Spotify Lieblingssongs vom Bundesminister für Freibier (aka Herr Stadtherr). Erster Zwischenhalt (wurde natürlich mit der Spritmenge genau vorher kalkuliert um dort einen möglichst leeren Tank zu haben) war die Tankstelle avanti in Ort im Innkreis, unweit der österreichischen A8. Leider tankt man in Ösiland mittlerweile nur noch das wenig effiziente E10. Aber egal, deutlich günstiger da. Weiter gings Richtung Voralpenkreuz und dann auf die A9 Richtung Graz, die zudem zwei Tunnel mit Extragebühr hat. Generell kann man sagen, die A9 ist ein einziger Tunnel. Gibt kaum Abschnitte, die nicht untertunnelt sind. In einem dieser Tunnel entschlossen wir uns eine kleine Videobotschaft in die Heimat zu senden. Im Video läuft natürlich S. T. S., weil Steiermark und so und es gab einen kleinen Energydrink für mich, den Autofahrer. Generell war die Rollenverteilung klar. Kollege Klaus war der Reiseleiter, der die "Gruppe" führte und auf fließend Deutsch, Englisch und Serbokroatisch seine Ansprachen hielt. Ich war der Busfaher, dessen Aufgabe es war, die Gruppe sicher ans Ziel zu bringen und im Zweifel den Grenzer zu bestechen, wenn was nicht in Ordnung gewesen wäre. Dritter Reiseteilnehmer war die Dashcam im Auto. Kurz vor dem zweiten Maut-Tunnel in St. Michael (Steiermark) gab es eine kleine Frühstückspause an der Raststation. 2 Semmeln und Streichwurst für schlappe 5 Euro, das kann man sich schon mal genehmigen. Vorbei gings an Graz, bei immer noch wenig Verkehr. Wir näherten uns der slowenischen Grenze. Das Land, dessen günstigste Autobahnvignette (7 Tage) 15 Euro kostet und wir ganze 45 Minuten im Land waren. Ja die Strecke von Marburg (Maribor) zur kroatischen Grenze ist echt kurz. Nachdem wir aber jetzt offiziell im ehemaligen Jugoslawien waren, entschloss sich der Reiseleiter dazu, dem Busfaher zu zeigen, was man auf dem Balkan für Musik hört. Zum ersten Mal hörte ich das Meisterwerk von Halid Bešlić namens Miljacka. Ein tolles Lied. Zwischendurch scrollten wir durch die Radiosender die es hier so gab. Meinen Favoriten aus Slowenien (Radio Rock Ljubljana) gabs leider nicht, stattdessen fanden wir Radio Maria, wo gerade ein schriller Kirchenchor den Ostergottesdienst eröffnete. Nach 30 Sekunden reichte das auch wieder. Schon bald waren wir in Kroatien. Durch den Beitritt Kroatiens zum Euro und zum Schengener Abkommen war die Einreise entspannt, keine Grenzkontrollen und entspanntes Bezahlen an der Mautstelle. Nun war es nicht mehr weit zu Ziel 1, der Hauptstadt Zagreb. Von der Autobahn war es nicht weit in die Innenstadt und bald waren wir an der Straße, wo unser Airbnb steht. Dank einer detaillierten Beschreibung fanden wir im zweiten Anlauf die Einfahrt zur Unterkunft, die über das Grundstück einer Autowerkstadt etwas versteckt in einen Hinterhof führte. Auf den ersten Blick relativ unscheinbar, doch im Haus eine schön eingerichtete Wohnung. Es war 11 Uhr. Wir haben tatsächlich nur 6 Stunden etwa gebraucht. Nach dem Ausladen ging es schon bald in die Stadt...
Zagreb
Nach etwa 15 Minuten Fußmarsch waren wir in der Altstadt. Los gings am Ban-Jelačić-Platz, dem Hauptplatz der Stadt. Aufgrund des Feiertags war wenig los, aber so konnte man wenigstens tolle Fotos machen. Weiter gings hoch zur Kathedrale, wo natürlich eine fette Baustelle vorm Eingang war. Zwischendurch gabs dann natürlich eine kleine Mahlzeit, Ćevapčići und für den Fahrer auch seine verdiente Feierabendhalbe (um halb 1 mittags). Natürlich wurde auch an einem tollen Aussichtspunkt angehalten, doch leider machte der Reiseleiter, der den Busfahrer am Aussichtspunkt fotografieren sollte, mit der Innenkamera ein Selfie im Typ über 40 Style... naja egal. Danach ging es zur St.-Markus-Kirche und zum Banuspalais, dem Amtssitz des Premierministers von Kroatien. Leider ist der Markusplatz um die Kirche aufgrund des Erdbebens von 2020 immer noch gesperrt. In der Nähe der Kirche war ein Souvenirgeschäft, welches tatsächlich offen hatte, nachdem viele Geschäfte am Feiertag zu hatten. Natürlich brauchten wir Souvenire (ab sofort Suveniri genannt). Das Geschäft war gut gefüllt, ich entschloss mich, meine Magnetsammlung zu erweitern, während der Reiseleiter sich fragte, ob er eine XXL Kroatienflagge kaufen sollte. Am Ende gabs aber dann doch was nicht ganz so großes, zumal er leider keine Auskunft vom Inhaber bekam, ob Andrej Plenković (der Premier, von Klaus fehlerhafterweise Präsident genannt wurde) gerade im Palais ist. Gegen Nachmittag entschlossen wir uns dazu, eine Kaffeepause in der Unterkunft einzulegen und am Abend nochmal in die Stadt zu gehen. Auf dem Weg zur Unterkunft gingen wir am Nationaltheater und am Tesla-Technikmuseum vorbei. Während der Kaffeepause war es Zeit, Instastories zu posten und noch mehr Balkan-Musik zu hören. Passend zum Land hörten wir das kroatische WM-Lied von 2018, Igraj moja Hrvatska. Einfach, weil wenn das Wort Hrvatska drinsteckt, dann muss es zu Kroatien passen. Ansonsten bestanden unsere Kroatisch-Skills aus Hallo und danke. Grüße an der Stelle an eine Kommilitonin, die mir freundlicherweise ein paar Wörter zur Verfügung stellte. Nebenbei gab es tollen Instant Kaffee. Am späten Nachmittag ging das Sightseeing weiter. Natürlich zur deutschen Botschaft. Etwas versteckt aber dennoch fanden wir sie schnell. Zur Deko stand vor der Tür ein Stück der Berliner Mauer. In der Nähe gabs einen Geldautomaten als Drive-In direkt an der Straße. Sachen gibts. Ebenfalls gingen wir zum König-Tomislav-Platz direkt am Hauptbahnhof. Typisch Bahnhofsviertel natürlich alles perfekt sauber drum herum. Aber der Platz war schön. Die Sonne zeigte sich an dem bewölkten Tag zum ersten Mal. Nach einem kurzen Imbiss gingen wir langsam zurück in die Unterkunft. Zum Abendprogramm gab es Videos von Schlager Lucas auf Youtube (Hauptsächlich Videos zum ESC...) und zwischendurch ein wenig Musik. Schon bald ging es für uns ins Bett, der Reiseleiter im Kingsize Doppelbett und der Busfahrer, naja auf der Schlafcouch. Das sind Prioritäten. Und wir wussten, dass wir schon bald mit dem Auto die EU verlassen werden...
Fahrt 2: Zagreb --> Banja Luka
Nach dem guten Sandwich zum Frühstück ging es entspannt los in Richtung Bosnien & Herzegowina. Erstmal tanken weil wenns schon Superbenzin für 1,39 gibt, dann muss man das auch mitnehmen. Die Fahrt war mit gut 2 Stunden datiert, je nachdem wie lange man an der Grenze braucht. Erstmal schön 7 Euro an der Cestarina (kroatisch für Mautstelle) bei der Autobahnausfahrt blechen und dann 20 km Landstraße zur Grenze durch irgendwelche Käffer im Nirgendwo. Wenige Kilometer vor der Grenze wurde dann der Verkehr dichter. Wir näherten uns Stara Gradiška. Nach etwa 20 Minuten waren wir an der Reihe. Einfache Prozedur, einfach Pässe raushalten, warten und hoffen, dass sie einen gleich weiterfahren lassen ohne das Auto zu durchsuchen. Wir hatten Glück. Kurze Wartezeit und sogar noch ein paar nette Worte mit einem Grenzer auf bosnischer Seite. Nachdem wir den Grenzübergang passierten, stellten wir fest, dass das bosnische Gradiška für den Grenzverkehr umgebaut wurde. Der Verkehr lief größtenteils auf Einbahnstraßen. Die schlechten Hausfassaden zeigten uns an, dass wir nun außerhalb der EU sind. Nach etwa 5 Kilometern erreichten wir die Autobahn zwischen Gradiška und Banja Luka. Aufgrund der Dezentralisierung des Landes tragen Autobahnen in der Republika Srpska keine Autobahnnummern. Dennoch ein Segen im Vergleich zur Landstraße. Sehr günstige Maut neu gebaut und kaum Verkehr. Die 30 Kilometer lange Strecke kostete nur etwa 4 Konvertible Mark (Umrechnungskurs immer noch 1,95 weil die KM 1:1 zur D-Mark umgerechnet wurde), also nur etwa 2 Euro. Ebenfalls sahen wir, wie lange der Rückstau in Richtung Kroatien geht. Für die Bewohner bestimmt toll. Die Autobahn führte direkt in die Stadt Banja Luka, die zweitgrößte Stadt Bosniens und die Hauptstadt der Republika Srpska. Die Republika Srpska mag es übrigens, ihre Flagge seitlich zu hissen, wodurch es den Anschein erweckt, direkt in der Russischen Föderation gelandet zu sein. Bei bestem Stadtverkehr und engen Straßen fuhren wir immer weiter Richtung Innenstadt wo irgendwo unser Airbnb sein sollte...
Banja Luka
Nach einiger Zeit fanden wir auch die Einfahrt und hatten Glück, denn als wir da waren, fuhr gerade einer aus dem Hinterhof wo auch der Parkplatz für das Apartment war. Leider konnten wir noch nicht einchecken aber so konnten wir wenigstens gleich in die Stadt gehen. Das Airbnb war in bester Innenstadtlage, einmal über die Straße, ein paar Meter gehen und schon war man in der Fußgängerzone, direkt bei der Christ-Erlöser-Kathedrale. Dort befindet sich ein kleiner Park und der Präsidentenpalast der Republika Srpska. Weiter ging es durch die schön dekorierte Fußgängerzone zum Krajina-Platz mit vielen Geschäften und einem großen Einkaufszentrum. Langsam aber sicher war es Zeit zum Mittagessen. Nach einer kurzen Suche entschieden wir uns für ein Restaurant direkt am Krajina-Platz. Zum Essen gab es gutes Kalbsfleisch mit würziger Currysoße. Als kleines Andenken bekamen wir 6 Konvertible Mark Rückgeld weil die keine Kartenzahlung annahmen aber immerhin Euroscheine, wenn auch der Kurs etwas ungünstiger war. Nach dem Essen gingen wir kurz in die Unterkunft, da diese nun fertig war. Durch ein sehr stylisches Ostblock-Treppenhaus und einen etwas veralteten Aufzug ging es hoch in den 2. Stock. Die Wohnung war einigermaßen ordentlich eingerichtet, bei der Sauberkeit bestand allerdings noch Handlungsbedarf. Natürlich meckern wir hier auf hohem Niveau, denn die Unterkunft kostete nur 18 Euro pro Person für die Nacht. Nach kurzem Bezug und Kaffee gingen wir zurück in die Stadt. Zunächst zur Ferhadija-Moschee. Ursprünglich 1579 erbaut wurde sie 1993 während des Krieges zerstört und bis 2014 wieder aufgebaut. Ein Stück osmanische Baukunst in Europa. Zudem ging es zum Kastel direkt am Fluss Vrbas, wobei nicht genau geklärt ist, wann diese Anlage errichtet wurde, es aber Hinweise gibt, dass diese Festung bereits im römischen Reich erbaut wurde. Am Rückweg zur Unterkunft entschlossen wir uns dazu, unsere 6 KM in 2 Magneten zu investieren. Ein gutes Geschäft muss man sagen, schließlich mussten wir so keine überschüssige Fremdwährung mit nach Hause nehmen. Noch kurz bei zwei Kirchen vorbeigeschaut und schon ging es zurück in die Unterkunft. Das Abendessen war recht üppig, zwei Sandwiches, ein Dosenbier und dazu ein toller Fernsehsender, bei dem die ganze Zeit Balkan-Musik lief. Der Reiseleiter liebte diesen Sender so sehr, dass er ihn als seinen neuen Lieblingssender betitelte. Ebenfalls diskutierten wir darüber, wie wir morgen nach Belgrad fahren sollen. Schließlich führt der schnellste Weg von Bosnien nach Serbien über Kroatien. Es gab 2 Möglichkeiten. Entweder über den gleichen Weg fahren wie wir gekommen sind und 6km Stau im Grenzort haben oder ein wenig Richtung Osten fahren nach Odžak und dort den Autobahngrenzübergang nehmen. Da ist zwar ein gutes Stück Landstraße zwischen den Autobahnen aber an der Grenze deutlich mehr Platz, so unser Gedanke. Letztendlich entschieden wir uns für Variante B. Dieses Mal bekam ich das Bett und der Reiseleiter die Couch, Fairness muss ja sein, wenn ich am nächsten Tag 4h wieder fahren muss. Alles in allem ist Banja Luka eine kleine aber feine Stadt in Bosnien, die auf jeden Fall sehenswert ist...
Fahrt 3: Banja Luka --> Belgrad
Am nächsten Morgen gabs natürlich wieder ein tolles Sandwich. Nach dem Duschen mit Chlorwasser (ja da kann man das Leitungswasser nicht trinken) und dem Beladen des Autos fuhren wir bald aus der engen Stadt Richtung Serbien. Wieder hatten wir Glück beim Ausparken. Da gerade einer wegfuhr musste ich nicht den Hof rückwärts verlassen auf eine vielbefahrene Straße, sondern konnte entspannt vorwärts rausfahren. Erstmal zurück auf die Autobahn Richtung Norden und dann wenige Kilometer nach der Stadt Richtung Osten weiterfahren auf die Autobahn Richtung Doboj. Diese wurde erst 2022 fertig und hat sehr wenig Verkehr. Kurz vor Doboj gings dann auf die Landstraße. Man stellt sich es echt schlimmer vor als es am Ende war. Am schlimmsten waren tatsächlich nicht die Einheimischen die riskant überholen, sondern deutsche BMWs mit Münchner Kennzeichen. Sie sind einfach überall. Vorbei an etwas heruntergekommenen Dörfern und Tankstellen mit Spritpreisen von umgerechnet 1,25 € pro Liter Super. Dennoch ein faszinierendes Land. Kurz nach Odžak ging es auf die Autobahn, die nur schlecht weitergebaut werden kann weil sich die beiden Entitäten des Landes nicht wirklich einig sind über den Bau. Nach ein paar Kilometern erreicht man die Staatsgrenze zu Kroatien. Seltsamerweise gab es keinen Ausreisestempel, obwohl wir einen Einreisestempel bekommen haben. Naja egal, kaum Verkehr für Autos und keine zollpflichtigen Waren dabei, außerdem fahren wir ja nur kurz transitmäßig durch die EU. Kurz nach der Einreise in Kroatien geht es gleich auf eine andere Autobahn, die wir schon kennen. Die A3 von Zagreb nach Lipovac an der serbischen Grenze. So gesehen die älteste Autobahn in Kroatien, die früher ein Teil des "Autoput Bratstvo i jedinstvo" war, der einmal durch ganz Jugoslawien führte. Die Spannung steigte, als auf den ersten Schildern bereits "Beograd" angeschrieben wurde. Langsam aber sicher näherten wir uns der serbischen Grenze in Lipovac (HR) / Batrovci (SRB). Wieder eine fette LKW Kolonne, aber kaum Autos und schon waren wir nach wenigen Minuten in Serbien. Nach der Grenze wurde uns bewusst wie viel Aufkommen dieser Übergang hat. Ein Rückstau von mehreren Kilometern von Autos und LKW, die in die EU wollen. Und das an einem Dienstag Mittag. Kurz nach der Grenze hielten wir an einer Raststätte für eine kurze Verschnaufpause an. Um den kleinen Hunger zwischendurch zu stillen gabs erstmal ein schönes yfood. Schon bald näherten wir uns Belgrad, der Hauptstadt Serbiens. Wir wussten, dass es zum Apartment nur einen kostenlosen Parkplatz gibt, wenn auf dem Grundstück einer frei ist. Der Verkehr wurde dichter, je weiter wir Richtung Stadt fuhren. Es mehrten sich die Graffitis und Plakate mit einer etwas alternativen Auffassung, wem der Kosovo gehört. Als dann das Navi irgendwann in der Stadt sagte, dass wir gleich am Ziel sind, schauten wir erstmal wo überhaupt die Grundstückseinfahrt sein sollte. Natürlich drum herum überall Baustellen und weit und breit keine Einfahrt, dazu Autos die an der Straße jeden Fleck zum Parken nutzten. Da wir nicht weit weg von der am Berg liegenden Altstadt waren, führten alle Straßen irgendwie steil den Berg hoch. Toll wenn du bei viel Verkehr auch noch bergauf anfahren musst und überall Ampeln sind. Nach drei Runden um den gleichen Block, ca. 45 Minuten im dichten Stadtverkehr und einem Abstecher in einen dreckigen Hinterhof, wo wir dachten er gehöre zum Haus, entschieden wir uns, einfach die 2 Tage das Auto im Parkhaus abzustellen. Glücklicherweise gab uns der Vermieter des Airbnb im Voraus bereits Parkhäuser im Umkreis zum Apartment, falls wir keinen Parkplatz finden. Das Parkhaus war zwar einige Straßen weiter, was einen entsprechenden Höhenunterschied bedeutete, aber der sicherste und günstigste Weg um 2 Tage in der fremden Großstadt ein Auto abzustellen. Wir entschlossen uns dazu, erstmal nur Wertsachen mitzunehmen und nach dem Check-in den Rest zu holen. Ein paar Minuten später standen wir am Eingang des achtstöckigen Hauses, wo unser Apartment sein soll. Natürlich ganz oben. Haustüre unten war offen und dann fanden wir ihn, den Aufzug aller Aufzüge. Ein Meisterwerk. Baujahr irgendwann in der Tito-Zeit, außen eine Stahltür mit Drehknopf und innen zwei Holztüren die man manuell zu machen muss. Die Knöpfe immer schön lang drücken damit er losfährt. Leider nicht bis ganz oben, aber in den letzten Stock kann man auch mal zu Fuß gehen. Oben erstmal die Frage wo ist die Schlüsselbox. Nachdem uns aber der Vermieter informierte, dass gegenüber vom Apartment seine Eltern wohnen war die Sache etwas einfacher. In bestem Balkanenglisch und Serbisch wies uns die freundliche Mutter des Vermieters in die Wohnung ein. Eine sehr schöne Dachgeschosswohnung mit tollem Blick auf die Stadt vom Balkon aus. Ebenfalls telefonierten wir kurz mit Ratko, dem Vermieter, um einen Termin für ein kurzes Treffen auszumachen. Denn in Serbien müssen Ausländer binnen 24h nach Einreise bei den Behörden gemeldet werden, was die Vermieter und Hotelbetreiber normalerweise übernehmen. Nach dem Telefonat gingen wir nochmals zum Auto um den Rest zu holen. Einfach mal bildlich vorstellen. Ich mit der Reisetasche am Rücken und dem schweren Wäschekorb und meinem Wäschesack, während der Reiseleiter sein Zeugs und die Kühlbox tragen durfte. Das Bild muss man sich geben, zwei Almans mit ihrem Zeugs mitten in der Stadt bei viel Verkehr. Naja Schwamm drüber, bald waren wir wieder in der Wohnung und uns erwarteten 2 tolle Tage in Belgrad...
Belgrad
Am späten Nachmittag trafen wir dann unseren Vermieter persönlich. Auf dem Weg zur Behörde erklärte er uns, wie lange er diese Wohnung schon betreibt, was er sonst so beruflich macht und ein wenig was über die Gebäude an denen wir vorbei gingen. Als wir dann in der Behörde waren, stellte sich heraus, dass nur noch ein Anmeldezettel da war, weswegen wir einen Copyshop aufsuchen durften und zwei Kopien anfertigten durften. Also erstmal einen finden, der noch offen hat, was etwas schwierig ist, wenn einige Geschäfte bereits um 16 Uhr schließen. Aber durch den Vorteil, einen Ortskundigen dabei zu haben, fanden wir im dritten Anlauf einen Copyshop, der noch offen hatte. Nach der Registrierung lud uns Ratko auf einen Kaffee ein. Er erzählte uns mehr über Belgrad, die serbische Kultur und auch ein bisschen über die politischen Ansichten in Serbien. Ein sehr netter Vermieter. Nach dem Kaffee ging das Sightseeing für uns los. Zunächst suchten wir online nach einem Restaurant, wo wir später hingehen können. Dann gingen wir los. Zunächst hoch in die Innenstadt, beginnend am Platz der Republik. Weiter ging es es zur Festung. Am Weg dorthin hielten wir kurz am Geldautomat um ein wenig Fremdwährung abzuheben. 6000 RSD (ca. 51 Euro) sollten für den Aufenthalt in Serbien reichen. Die Festung ist sehr weitläufig am Berg gelegen mit tollem Ausblick ins Tal. Zunächst gingen wir durch eine Ausstellung im Vorgarten. Dort waren viele historische Militärfahrzeuge, Panzer und Geschütze aus verschiedenen Ländern ausgestellt. Am linken Rand der Mauer hatte man einen tollen Ausblick auf Novi Beograd. Am anderen Ende sah man gut auf die Save-Mündung in die Donau. Langsam aber sicher gingen wir zum Restaurant mit dem tollen Namen "?", unweit der Festung. Dort gab es auch das erste serbische Bier. Sehr schmackhaft. Zum Essen gabs gefüllte Kohlrouladen (Sarma) mit Kartoffelbrei. Ein sehr leckeres Gericht. Nach dem Essen entschieden wir uns dazu, noch eine der vielen Bars zu besuchen. Nachdem an dem Abend auch Champions League lief entschieden wir uns für ein nahgelegenes Irish Pub mit Sportübertragung. Erstmal ein weiteres Jelen-Pivo und dann zusehen, wie Bayern bereits zur Halbzeit gegen Manchester City zurück liegt und am Ende mit 0:3 verliert. Naja, einfach noch ein Bier bestellen, dann wird's weniger schlimm. Oder so. Danach gings zur Unterkunft, denn am nächsten Tag stand eine kleine Stadtführung an und dazu sollte man wieder fahrtüchtig sein...
Am nächsten Tag hieß es erstmal wieder lecker Sandwich. Langsam merkten wir, dass wir unsere Gurke wohl nicht mehr verarbeiten werden. Auf Airbnb buchten wir uns für diesen Tag eine geführte Tour mit dem E-Scooter nach Novi Beograd und Zemun. Gemeinsam mit Marko, dem Guide, machten wir uns auf auf die spannende Tour. Zunächst nach Zemun, einem Stadtteil auf der anderen Seite der Save, direkt an der Donaumündung. Vom Baustil könnte man meinen, man ist in einer komplett anderen Stadt gelandet. Marko erklärte, dass Zemun ursprünglich eine eigene Stadt war und bis 1918 Teil von Österreich-Ungarn war, weswegen viele Häuser einen sehr österreichischen Baustil haben. Von der Mündung gings hoch zum Gardoš-Turm mit einem sehr tollen Ausblick auf die Altstadt von Belgrad und auf die Save-Mündung. Weiter gings nach Novi Beograd. Eine Planstadt aus der Zeit des Sozialismus mit vielen riesigen Plattenbauten. Vorbei an Gebäuden, die 1999 während der NATO-Bombadierung zerstört wurden und seither nicht mehr aufgebaut wurden. Das besondere an Novi Beograd ist, dass sich hier nach dem Zerfall Jugoslawiens und dem Ende des Sozialismus die großen Technikkonzerne angesiedelt haben mit ihren futuristischen Glasgebäuden. So stehen moderne Glasgebäude neben Plattenbauten. Im Prinzip eine Kreuzung aus München-Schwabing mit Berlin-Marzahn um das ganze bildlich zu beschreiben. Marko erklärte viel über die Geschichte Belgrads und die Gebäude, an denen wir vorbeifuhren. Ebenfalls hielten wir am riesigen Palata Srbije, dem flächenmäßig größten Gebäude in Belgrad. Ursprünglich als Sitz für den Präsidenten Jugoslawiens angelegt, finden heute darin hauptsächlich Regierungsaufgaben, Konferenzen und Empfänge statt. Ein sehr prächtiges Gebäude. Nach etwa 3 1/2 Stunden endete die Tour. Ein sehr tolles Erlebnis, wodurch man auch die Geschichte hinter den Gebäuden besser versteht. Nach der Tour gingen wir weiter zu Fuß in der Innenstadt. Langsam wurde es auch Zeit zum Mittagessen. Dieses Mal gab es Karađorđeva šnicla mit serbischem Salat. Im Prinzip ein Cordon bleu, welches zu einer langen Rolle geformt wurde. Sehr empfehlenswert. Am späten Nachmittag ging es zu den weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt. Als erstes natürlich einmal zur deutschen Botschaft und dann zum Dom des Heiligen Sava. Eine prachtvolle orthodoxe Kirche, die erst vor wenigen Jahren vollendet wurde. Weiter gings zum Nikola-Tesla-Museum für ein kurzes Bild und, nach einer Pause an einem großen Kreisel noch abschließend zum Parlament Serbiens. Zusammengefasst ist Belgrad eine wahnsinnig schöne Stadt mit vielen versteckten Geschichten und tollen Gebäuden. Der Abend endete in der Wohnung mit etwas serbischer Musik vom ESC und mit einem kleinen Spaziergang zum Auto, um die unnötigen Sachen gleich zu verladen für die Weiterfahrt nach Rumänien...
Fahrt 4: Belgrad --> Timișoara
Am nächsten Morgen erklommen wir zum letzten Mal den Berg zum Parkhaus. Schnell die rund 25 Euro Parkgebühr bezahlen und ab auf die Straße. Von Belgrad auf besten Landstraßen nach Werschetz/Vršac an der rumänischen Grenze und der Grenze in eine andere Zeitzone. Auf dem Papier eine knapp zweistündige Fahrt. Erstmal irgendwo tanken und schauen, dass es am besten nicht die Tankstelle eines russischen Gaskonzerns ist... Naja gut, immerhin putzte der Tankwart fleißig die mit der Zeit verdreckte Scheibe, als ich beim Bezahlen war. Über Straßen im mittelmäßigen Zustand ging es vorbei an viel zu viel toten Tieren, die irgendwie auf oder an der Straße lagen. An der Grenze selbst war gar nichts los, weswegen wir noch ein wenig mit den freundlichen rumänischen Kollegen plaudern konnten und sie davon überzeugten, die Schranke zu öffnen, ohne das Auto nach zollpflichtigen Waren zu durchsuchen. Wir hatten auch wirklich nix zollpflichtiges dabei, alle Milchprodukte haben wir zudem bereits außerhalb der EU verbraucht. Erstmal überrascht, dass man in Rumänien 100 auf der Landstraße fahren darf. Ein echter Segen im Vergleich zu diesen ständigen Wechseln zwischen 70 und 90, die sich in Serbien finden. Dazu auch Straßen, auf denen man auch sicher 100 fahren kann ohne die Federung zu zerstören. Doch leider begann etwa 30km vor Timișoara eine richtig tolle Baustelle, die sich fast bis zum Ort selbst zog. Tempo 40, Straße hatte keine Fahrbahndecke, es stank nach Asphalt und dazu viel Verkehr. Doch auch dieses Problem hielt uns nicht lange auf. Gegen 15 Uhr Ortszeit kamen wir endlich an der Unterkunft an...
Timișoara
Eine Wohnung in einem Hinterhof mit vielen Privatwohnungen. Sehr schön eingerichtet und sauber. Dazu nur 10 Minuten Gehzeit vom Zentrum weg. Nach dem Check-in gingen wir los ins Zentrum. Entlang am Fluss Bega zunächst zum Anton-von-Scudier-Park und zur orthodoxen Kathedrale der Heiligen der drei Hierarchen. Direkt gegenüber der Kathedrale liegt der Piața Victoriei (Platz des Sieges). Bekannt durch die Massenproteste während der rumänischen Revolution 1989, die schließlich zum Sturz der sozialistischen Diktatur unter Ceaușescu und zur Einführung der Demokratie in Rumänien führten. Auch wenn von Timișoara die Revolution maßgeblich ausging, werden hier trotzdem viele Suveniri mit Ceaușescu drauf verkauft. Am Platz ist auch die Nationale Oper, weswegen dieser auch Opernplatz (wie bei Monopoly xD) genannt wird. Auf dem Platz war gerade ein großes Gerüst aufgestellt, welches als Teil einer Ausstellung mit Blumen dekoriert war. Dieses konnte man kostenlos besteigen und von oben hatte man einen tollen Blick auf den Platz. Weiter ging es für uns zum Piața Libertății (Freiheitsplatz), wo sich unter anderem das alte Rathaus befindet. Am Platz war gerade ein Markt mit Essensständen und viel Osterschmuck. Der orthodoxe Ostersonntag stand nämlich noch bevor. Anschließend gingen wir zum Piața Unirii (Platz der Vereinigung), auch Domplatz genannt. Dort gabs eine kleine Kaffeepause. In der Mitte des Platzes befindet sich die Dreifaltigkeitssäule. Drum herum reihen sich die Gebäude, unter anderem der Dom, der Barockpalast, das Haus mit den Löwen und die serbisch-orthodoxe Kathedrale. Der größtenteils barocke Baustil und die Form der Gebäude geben Rückschlüsse auf die Geschichte der Stadt, die bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörte. Vor allem dieser Platz erklärt den Spitznamen der Stadt (Klein-Wien). Weiter ging es zur Maria-Theresia-Bastion, einer kleinen Festung am Rand der Innenstadt. Nach dem Stadtrundgang ging es zum Abendessen in ein Restaurant unweit der Piața Unirii. Dieses Mal gab es Pomana porcului mit Mămăligă (gebratene Stücke vom Schwein mit einem Brei aus Maisgries, ähnlich der italienischen Polenta) und dazu einen Beilagensalat. Ein sehr deftiges und zugleich schmackhaftes Gericht. Nach dem Abendessen gingen wir langsam zurück zur Unterkunft, wo der Abend mit etwas Fußball im Fernsehen ausgeklungen wurde. Zudem gingen wir kurz zu einem Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen und etwas Abwechslung in unser Frühstück zu bringen. Denn langsam konnten wir echt keine Sandwiches mehr sehen...
Fahrt 5: Timișoara --> Budapest
Am Morgen stellten wir fest, dass es draußen regnete. Ein Segen für mein Auto, welches seit Beginn der Reise immer dreckiger wurde. Los ging es zu unserem letzten Ziel, der ungarischen Hauptstadt Budapest. Etwa 3 1/2 Stunden Fahrt auf dem Papier. Nachdem ich in Serbien aufgrund des vergleichsweise hohen Preises nur 15 Liter getankt habe, habe ich in Timișoara erst mal voll getankt, um am Rückweg sicher bis Österreich zu kommen. Dann gings auf die rumänische A1, die zum Teil noch im Bau ist, aber bis zur Grenze bei Arad schon fertig ist. Eigentlich ist 130 erlaubt, aber offiziell bei Regen 100, woran sich außer uns kaum einer hielt. Laut Maps war an der Grenze ziemlich Stau, aber von der Autobahn abfahren ist keine wirkliche Option. Der Grund ist, dass zwar Rumänien und Ungarn beides EU-Staaten sind, aber Rumänien nicht im Schengener Abkommen ist. Dadurch gibt es Grenzkontrollen mit Ausweiskontrolle. Nachdem wir an Arad vorbei waren, näherten wir uns der Grenze in Nădlac. Etwa 5km vorher begann der Stau. Bis wir ganz vorne waren verging eine dreiviertel Stunde im dichten Regen. Zudem gab es viele Schwarzhändler, die an der Grenze an den wartenden Fahrzeugen vorbeigingen und versuchten, ihre Waren zu verkaufen. Die Kontrolle selbst blieb aber dann recht einfach. Beide Pässe durchs Fenster geben, der Beamte schaut kurz auf die Seite mit den Personaldaten und gibt sie uns direkt wieder, dann 10 cm weiterfahren zum nächsten Fenster und das gleiche nochmal. Effektiv also einfach die Leute durchwinken. Von der Grenze waren es noch 2 Stunden nach Budapest. Die Fahrt war recht anstrengend, da es ziemlich stark regnete. Hier konnte ich mein ganzes Fahrkönnen beweisen. Unsere einzige Pause war an einer Raststätte bei Segedin, wo ich mir bei 11° C ein Eis kaufte. Geil. Nach sicherer Ankunft in Budapest erstmal die Frage wie kommt man in die Tiefgarage der Unterkunft. Erstmal 3 Runden um den Block, wo überhaupt das Haus und die Garageneinfahrt sind. Während ich mich kurz mit Warnblinker an den Rand stellte, ging der Reiseleiter zur Schlüsselbox, um den Schlüssel zu holen. Dann fuhren wir zur Einfahrt, stellten aber fest, dass die Einfahrt nicht mit dem Wohnungsschlüssel aufgeht. Also nochmal provisorisch hinstellen und warten, bis der Reiseleiter in den 4. Stock in die Wohnung geht und den Garagenöffner holt. Das dauerte ein wenig aber im Haus traf er eine Anwohnerin, die ihm erklärte, dass man über die Ausfahrt einfahren muss, weil das Tor vorne kaputt ist. Ebenfalls kaputt war der Aufzug... Naja wenigstens hatten wir dann endlich unseren sicheren Privatparkplatz in der abgesperrten Tiefgarage mit sehr enger und steiler Einfahrt. Hier zeichnete sich die Wahl eines kleinen Autos wieder perfekt aus. Nachdem wir alles in die Wohnung geschleppt haben, machten wir ein wenig Pause nach der längeren Fahrt. Auch hier hatten wir eine gut ausgestattete und sehr schöne Wohnung. Endlich gab es auch wieder einen Fernseher mit SmartTV Funktion. So konnten wir endlich unsere ESC-Clips weiter schauen xD. Langsam machten wir uns aber doch auf den Weg in die Innenstadt...
Budapest
Natürlich war die App zum Fahrkartenkauf gerade außer Betrieb, weswegen wir, nachdem wir unsere U-Bahn-Station fanden, erst mal zwei Karten kaufen mussten. Da wir 2 Nächte blieben entschieden wir uns für die 72h Karte, die knapp 14 Euro umgerechnet kostete. Die Taktung der Bahnen war perfekt (alle 3 bis 4 Minuten), da wird man als Deutscher (Berlin, München gerne mal 10 bis 20 Minuten) ziemlich positiv überraschst. Zunächst gingen wir zur St.-Stephans-Basilika und dann in die Fußgängerzone zwischen Deák-Ferenc- und Vörösmarty-Platz mit sehr vielen Geschäften. Weiter zur Donau und ein wenig am Ufer entlang zum riesigen Parlamentsgebäude. Zwischendurch ein Besuch im Suveniri Geschäft, aber erstmal um zu schauen, was man eventuell kaufen kann. Wir machten einen kleinen Rundgang im Stadtteil Pest, unter anderem zum Freiheitsplatz, der einige Statuen und Säulen aus der sozialistischen Zeit Ungarns enthält. Anschließend suchten wir ein Lokal zum Abendessen. Bald wurden wir fündig. Natürlich gabs den Klassiker der ungarischen Küche als Vorspeise, eine Gulaschsuppe. Zum Trinken ein frisch gezapftes Bier von der bekanntesten Brauerei Ungarns, Dreher. Als Hauptspeise hatte ich ein Stück gebratene Ente mit Beilagen und Soße. Nach dem Abendessen gingen wir langsam zurück zur Bahnstation, denn die lange Stadtbesichtigung war für den nächsten Tag angesetzt. Am Rückweg gingen wir noch kurz in den Supermarkt um Semmeln, Eier, Aufschnitt und Milch für das Frühstück zu kaufen. Echt lustig wenn die Produkte nur auf ungarisch beschriftet sind und man erst mal mit dem Google Übersetzter schauen muss, ob man das richtige hat. Natürlich gabs auch ein frisches Dosenbier für den Abend, zudem entschloss sich der Reiseleiter, die Abendkonversation auf Englisch zu halten...
Am nächsten Morgen war es erst mal Zeit für ein gemütliches Frühstück. Aus unseren Eiern machten wir tolles Rührei. Gewürze waren eigentlich in der Wohnung, leider gab es aber eine kleine Verwechslung beim Pfeffer, wodurch wir ein Rührei mit Salz und Zimt hatten. Egal hat trotzdem gut geschmeckt. Ansonsten war der Morgen durch ein auf und ab im Treppenhaus geprägt, nachdem ich den falschen Schlüssel dabei hatte, als ich was aus dem Auto holen wollte. Gegen 10 Uhr gingen wir dann los in die Stadt. Unsere Metrolinie war leider außer Betrieb am Samstag, wurde aber durch Busse ersetzt, die zuverlässig alle 3 Minuten fuhren. Zunächst nach Buda auf die andere Seite der Donau. Erstes Ziel war die Matthiaskirche und die anliegende Fischerbastei mit tollem Blick auf die Stadt. Anschließend gingen wir weiter zur Burganlage, vorbei am Karmeliterkloster (Amtssitz des Ministerpräsidenten) und dem Sándor-Palais (Amtssitz des Staatspräsidenten). Die Burganlage ist sehr weitläufig und schön angelegt am Berg. Vom Berg runter ging es zum Denkmal für Königin Elisabeth von Ungarn (aka Kaiserin Elisabeth von Österreich, auch Sisi genannt), direkt bei der Elisabeth-Brücke. Dann gingen wir wieder hoch, auf den Gellértberg mit der Statue des Stadtpatrons von Budapest und zur Zitadelle am Gipfel des Berges mit der ungarischen Version der Freiheitsstatue. Am Rückweg vom Berg entschieden wir uns dazu, langsam mal einzukehren. Als Hauptspeise gab es dieses Mal Kalbsgulasch (in Ungarn Pörkölt genannt; dort heißt die Suppe gulyás) mit Nockerl. Der Nachmittag begann auf der Rückseite des Burgviertels. Vorbei an der deutschen Botschaft, der Maria-Magdalena-Kirche und dem Ungarisches Nationalarchiv am Wiener Tor. Dann langsam runter vom Berg zur Donau und mit der Metro auf die andere Seite. Dort gingen wir hinter dem Parlament weiter zum Justizpalast. Anschließend ging es weiter mit dem Bus in das Stadtwäldchen zum berühmten Heldenplatz und der Burg Vajdahunyad. Langsam aber sicher haben wir alle wichtigen Orte gesehen. Es war Zeit für Suveniri. Doch zuerst ein kleiner Imbiss am Deák-Ferenc-Platz, Kürtőskalács (Baumstriezel). Die gibt's hier überall. Ich hatte die mit Nutella, eine wahre Kalorienbombe, die lange satt hält. Dann ein öffentliches WC suchen, weil danach kleben die Hände ziemlich. Anschließend der letzte Suveniri-Kauf der Reise. Natürlich Magneten, zudem kaufte ich mir Gewürz für Gulasch in 3 verschiedenen Schärfegraden. Ebenso bin ich ins Hard Rock Café, um meine tolle Sammlung zu erweitern. Nachdem wir zurückgefahren sind um die Sachen zu verstauen, stellte sich die Frage, wie wir den Abend ausklingen lassen. Nachdem wir eh nochmal in den Supermarkt mussten, entschieden wir uns, am Abend einfach eine Pizza in den Ofen zu schieben. Kulturschänder Klaus nahm zu meinem Entsetzen eine Pizza Hawaii... Naja, gut, dass kein Italiener in der Nähe war. Nach dem Abendessen ging es dann an die Social Media Arbeit, der Tag musste ja in die IG Story. Mit diesem Tag endete auch die Reise mehr oder weniger, eine lange aber schöne Woche mit vielen Erlebnissen...
Rückfahrt
Nach dem Frühstück machten wir uns auf die Heimfahrt. Denn am Montag war Semesterstart. Mit nur wenig Verzögerung ging es über Österreich, vorbei an Wien und Linz zurück nach Deutschland, ab Passau natürlich Vollgas. In Landshut sahen wir dann den Atomausstieg, der am Vorabend vollzogen wurde. Isar 2 ohne die schöne Wasserdampfwolke. Nach etwa 7h waren wir heil daheim. Natürlich ließ mir der Reiseleiter seinen Pass als Souvenir im Handschuhfach xD. Daheim erstmal die Souvenirwand erweitern. Formell endete die Reise, nachdem alle zu teilenden Ausgaben in Splitwise eingetragen wurden und die Differenz beglichen wurde...
Fazit
Was ursprünglich eine Schnapsidee war entwickelte sich zu einer der tollsten Reisen in meinem Leben. Für mich waren es 3 neue Länder und ein absoluter Traum in kultureller und in kulinarischer Hinsicht. Wenn ich jetzt, einige Monate später diesen Blog schreibe, blicke ich auf diese tolle Reise zurück und mir wird klar, was wir da eigentlich gemacht haben. 2300km Fahrt in 8 Tagen und trotzdem viel gesehen. Preislich war der Trip bei etwa 600 € pro Person, und das inkl. Unterkunft, Versorgung, Sprit, Maut, etc. Also eigentlich sehr günstig. Ab sofort kann ich auch von mir behaupten, mit dem Auto in einer anderen Zeitzone gewesen zu sein. Der Balkan hat jedenfalls einiges zu bieten, weswegen das mit Sicherheit nicht die letzte Reise dorthin war. Bis dahin: Hvala vam što čitate blog, zbogom! (hoffentlich kann der Google Übersetzter besser serbisch als ich).
meine Souvenirwand nach dem Trip |
J. Stadtherr