Luxemburg 2023
06.09.2023 - 09.09.2023
Ab und zu bedarf es auch einer Einzelreise, um ein neues Land mit auf die Liste zu nehmen. Und da bot sich im September 2023 die Möglichkeit an, die Beneluxstaaten zu ergänzen. Vor dieser Reise war ich nur in den Niederlanden. Um die Veränderung nicht allzu groß zu gestalten, ging es in die Niederlande mit der hellblauen Flagge, das Großherzogtum Luxemburg...
Die Planung
Die Reiseplanung gestaltete sich als relativ spontan und sehr einfach. Die Fahrt erfolgte mit der DB. Ab Regensburg in gut 8h mit nur einem Umstieg in Koblenz. Zudem Fahrpreise schon ab 28€. Da konnte man nur zuschlagen. Bei der Unterkunft war die Sache schon etwas schwieriger. Einzelzimmer gab es erst ab 300€ und mehr. Doch dann fand der Sparfuchs Julian ein Youth Hostel im Zentrum. Nur 40€ pro Nacht und mit Frühstück. Zimmer zwar in einem Gemeinschaftsraum und Gemeinschaftsbädern außerhalb des Raumes, aber das war mir dann auch egal. Für den Zug entschied ich mich, erste Klasse zu buchen, schließlich ging die Fahrt von Regensburg bis Koblenz im ICE. Mit Sitzplatzreservierung kam die gesamte Zugfahrt auf 123€. Und schon konnte die Reise losgehen...
Die Anreise
Senk ju for träwelling wis Deutsche Bahn, ja eine Reise mit der DB ist immer eine Lotterie. Doch an diesem 06.09.2023 sollte es ausnahmsweise mal laufen. Lediglich ein zusätzlicher Halt wurde in Frankfurt eingefügt. Anscheinend genügten der Halt in Frankfurt Süd und Frankfurt Flughafen nicht. So hielten wir am berühmt berüchtigten Hbf. Mit 15 Minuten Unterbrechung, da die Fahrtrichtung so geändert werden musste. In der Zeit betrat eine Frankfurter Bahnhofsgestalt den Zug und fragte nach Pfandflaschen. Aber ansonsten echt eine entspannte und bequeme Fahrt. Inklusive waren gratis Zeitungen im Bordnetz. Gegen 13:30 kam ich in Koblenz an. Von da aus ging eine Regionalbahn direkt in die Stadt Luxemburg. Die 45 Minuten Umstiegszeit nutzte ich, um mich über den hässlichen Bahnhof zu beschweren und um mir ein kleines Mittagessen im goldenen M zu besorgen. Der Regio war ziemlich voll, aber da ich in der ersten Klasse Platz nehmen durfte, war mir das herzlich egal. Die etwa zweistündige Fahrt ging durch das malerische Moseltal. Vorbei an den zahlreichen grünen Weinhängen. Bald näherte sich die Staatsgrenze. Nach dem Bahnhof Igel ging es über die Sauer, die die Grenze zum Großherzogtum markiert. Auf der anderen Seite liegt Wasserbillig. Bekannt ist dieser Ort durch die ganzen Grenzshops und Tankstellen. Da war es für mich Zeit, in meiner App ein neues Land abzuhaken. Damit wechselte auch die Sprache der Ansagen im Zug. Französisch, Deutsch und vor allem Luxemburgisch. Klingt wie ein moselfränkischer Dialekt mit einem Hauch französisch. Pünktlich kamen wir in der Stadt Luxemburg an. Zum Hotel waren es etwa 30 Minuten zu Fuß. Um bereits etwas von der Stadt zu sehen, entschied ich mich dazu, keinen Bus zu nehmen, auch wenn der Nahverkehr im gesamten Land kostenfrei ist. In der Unterkunft angekommen musste ich als erstes mein Bett beziehen. Im Gemeinschaftszimmer mit 3 Stockbetten gab es 6 Schließfächer. Leider gab es an der Rezeption keine Vorhängeschlösser mehr. Also nahm ich meinen schweren Rucksack und ging den Berg hoch in die Altstadt, wo mir ein Geschäft empfohlen wurde. Zur geographischen Orientierung muss man sagen, dass die Altstadt (auch Oberstadt genannt) oben auf einem Hügel liegt. Daneben liegt das Bahnhofsviertel, ebenfalls auf einer Erhöhung. Unterhalb liegt der Grund, auch Unterstadt genannt. Im Grund lag meine Unterkunft. Auf der anderen Seite der Altstadt liegt das Kirchberg-Plateau. Das ist im Prinzip das moderne Bankenviertel der Stadt. Das Geschäft des Vertrauens lag direkt am zentralen Wilhelmsplatz, benannt nach Wilhelm II, König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg. Ich ging in das große, vierstöckige Geschäft. Im letzten Eck im obersten Stock wurde ich fündig. Ein kleines Zahlenschloss für schlappe 14€. Muss passen. Zurück im Hostel ging es erst einmal in die Dusche. Danach konnte der Spaß beginnen...
Die Stadt Luxemburg aka Stad Lëtzebuerg aka Ville de Luxembourg
Den Abend verbrachte ich in der Altstadt. Zunächst direkt zum Wilhelmsplatz, um ein paar Fotos zu machen. Weiter zur Statue Gëlle Fra (Goldene Frau), ein Mahnmal in Erinnerung an die Gefallenen des ersten Weltkrieges. In einer Seitengasse fand ich ein kleines Restaurant für das Abendessen. Dazu gab es lokales Bier; die beliebteste örtliche Marke ist das Bofferding Pils. Nach dem Essen ging ich weiter zum Paradeplatz (Place d'Armes), wo sich der Stadt-Palais Cercle Municipal befindet. Abschließend kehrte ich am Fischmarkt (Fëschmaart) auf einen Absacker in eine Bar ein. Anschließend ging es in den wohlverdienten Schönheitsschlaf.
Überraschenderweise hatte ich eine ruhige Nacht im Gemeinschaftszimmer. Nach der überraschend guten Auswahl beim Frühstück ging die Besichtigung weiter. Zunächst musste ich wieder einen Berg besteigen. Durch ein Waldstück ging es hoch zur Festung Obergrünewald. Diese stellt den Eingang zum Kirchberg-Plateau dar und bietet eine atemberaubende Aussicht auf die Oberstadt. Dahinter befindet sich die Festung Thüngen (Dräi Eechelen) und das Museum für Moderne Kunst (Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, kurz Mudam genannt). Weiter ging es an der Avenue John F. Kennedy. An dieser zentralen Straße in Kirchberg befinden sich zahlreiche moderne Bauten, sowie die europäischen Firmensitze zahlreicher internationaler Unternehmen. Aufgrund niedriger Steuern ist Luxemburg ein beliebter Standort für Firmen. Ebenfalls befinden sich hier das Generalsekretariat des Parlaments der Europäischen Union und der Gerichtshof der Europäischen Union. Als Jurastudent ist der EuGH selbstverständlich ein Pflichtprogrammpunkt. Zur Mittagszeit entschied ich mich, erstmals den kostenlosen Nahverkehr zu nutzen. Mit der 2017 eröffneten Stater Tram ging es über die Großherzogin-Charlotte-Brücke (im Volksmund schlicht Rote Brücke genannt) über die Alzette in die Oberstadt. Erster Halt war der Schueberfouer, das größte Volksfest der Stadt, welches jährlich Ende August und Anfang September stattfindet. Danach ging es zum Liebfrauenfriedhof. Begraben ist dort Wilhelm Voigt, der 1906 als Hauptmann von Köpenick in die Geschichte einging. Weiter ging es zum Place Hamilius am anderen Ende der Altstadt. Dort befindet sich ein großes Einkaufszentrum, betrieben von der Pariser Kette Galeries Lafayette. Etwas weiter südlich befindet sich eine Aussichtsplattform an der Adolphe-Brücke. Gegenüber liegt der Place de Metz mit der Luxemburger Sparkasse (Spuerkeess). Weiter ging es zur Kathedrale Notre-Dame und zum Palast des Großfürsten. Auf dem Rückweg zum Hotel entschied ich mich für einen kleinen Umweg. Im Parc Pescatore, unweit der Roten Brücke, befindet sich ein Panorama-Aufzug, der die Oberstadt mit dem Pfaffenthal (einem Teil der Unterstadt) verbindet. Während der Fahrt (Höhenunterschied etwa 70 Meter) hat man einen spektakulären Ausblick durch den gläsernen Aufzug. Nach einen kurzem Boxenstopp im Hostel ging es frisch geduscht wieder zum Paradeplatz. Am Nachmittag habe ich mir dort eine kleine Stadtführung mit Weinprobe gebucht. Die Tour ging vorbei an vielen schon besuchten Orten. Der Guide gab ausführliche und interessante Informationen zu den Sehenswürdigkeiten und zur Geschichte Luxemburgs. Vor allem die Erklärungen zu den Amtssprachen in Luxemburg waren interessant. Da Luxemburgisch, Französisch und Deutsch gleichgestellt sind, kann es lustig werden, wenn man nicht weiß, in welcher Sprache man ein Gespräch beginnen sollte. Dieses Problem, welches sich mir als Tourist schnell klar wurde, haben die Luxemburger täglich. Ein besonderes Highlight war der Chemin de la Corniche, der im Internet als wohl schönster Balkon der Welt beworben wird. Die Weinprobe begann mit einem Glas Crémant, einem Schaumwein, der außerhalb der Champagne nach der méthode champenoise hergestellt wurde. In der Gruppe waren einige Leute aus Würzburg, die den Wein entsprechend kritisch degustierten. Interessanterweise wird Wein in Luxemburg, der zumeist an den Hängen der Mosel angebaut wird, fast ausschließlich in Supermärkten und nicht in speziellen Fachgeschäften verkauft. Weiter ging es mit einem Glas Weißwein. Dieser war so gut, dass er sogar von den Würzburgern gelobt wurde. Nach der Tour ging es wieder alleine weiter zum Abendessen. Dieses Mal in der Bar, in der ich am Vorabend einen Absacker hatte. Der Abend endete dieses Mal bei einem Absacker in der Bar im Hostel, anschließend folgte der wohlverdiente Schönheitsschlaf.
Nach dem Frühstück verbrachte ich den zweiten Tag zunächst in der Unterstadt. Von der Abtei Neumünster aus ging es etwas den Berg hoch zum Trierer Tor. Mit dem Bus fuhr ich noch einmal in das Kirchberg-Plateau. Vom europäischen Firmensitz von Amazon aus ging es zu Fuß weiter zum Malakoff-Turm und zum Geburtshaus von Robert Schuman. Etwas südlich davon befindet sich der Deutsche Soldatenfriedhof Clausen. Zur Mittagszeit ging es über den Panoramaaufzug wieder hoch in den Parc Pescatore und den anliegenden Stadtpark. Am Nachmittag ging es in den Supermarkt. Als Mitbringsel kaufte ich eine Flasche Wein, ein Sixpack Dosenbier, einen Magneten und eine Postkarte. Mehr passte nicht in meinen Rucksack. Nach einer kurzen Siesta verbrachte ich den letzten Abend in der Nähe des Place Hamilius. Der Abend endete bei Zeiten im Bett, da mein Zug sehr früh abfuhr...
Die Rückfahrt
Den Wecker hab ich mir um 6:20 gestellt. Ohne meine Zimmerkollegen zu stören zog ich mein Bett ab und gab anschließend meine Schlüsselkarte zurück. Diese hat mir meistens alle Türen geöffnet. Nur einmal streikte sie nach dem Duschen und ich stand mit nassen Haaren und Badeschlappen an der Rezeption. Zu Fuß ging es im Morgengrauen zum Bahnhof. Der Zug fuhr pünktlich ab und kam mit leichter Verspätung in Koblenz an. Dort war der Bahnsteig ziemlich überlaufen. Am Samstag wollten wohl viele Tagestouristen ins Moseltal. Auf meinen Anschluss musste ich etwas warten. In der Zwischenzeit gab es ein überteuertes Frühstück und ein paar lustige Momente am Bahnhof. Ein recht verspäteter IC wurde knapp von einer noch mehr verspäteten Regio verpasst und die Leute aus der Regio waren entsprechend wenig begeistert, dass ihr Anschlusszug vor 2 Minuten abgefahren ist. Die Sitzplatzreservierung im anschließenden ICE zahlte sich aus, der Zug war sehr voll. Durch einige Baustellen und einen Zusatzhalt kamen wir etwas verspätet in Regensburg an. Im Vergleich zu den sonst üblichen Verspätungen war der Zug allerdings de facto fast pünktlich.
Fazit
Alleine zu reisen ist definitiv eine Erfahrung wert. Die finanziellen Hürden bei den Unterkünften sind allerdings zunächst ziemlich hoch. Für 3 Nächte kann man sich aber definitiv im Youth Hostel einbuchen. Das Frühstück hat mich positiv überrascht. Die Zimmer und Bäder waren sehr sauber und das Personal freundlich. Luxemburg ist ein kleines aber feines Land im Herzen von Europa. Obwohl die Stadt eigentlich relativ klein ist, konnte ich trotzdem zwei Tage gut ausfüllen. Der kostenlose Nahverkehr ist definitiv ein Gamechanger. Damit sind 2 von 3 Beneluxstaaten abgehakt, fehlt noch das Land der Waffeln und Pommes frites...